Montag, 29. Oktober 2007

Eine lange Woche...

Jetzt hat es doch tatsächlich über eine Woche gedauert, bis ich endlich mal wieder etwas poste. Aber: so langsam wird auch hier die Uni stressig. Zwei Präsentationen standen letzte Woche an, jeweils mit einer internationalen Gruppe von 5-6 Personen. Und wie es nun mal die französische Art ist, wird alles auf die letzte Minute gemacht. Aber das wusste ich schon, denn bereits bei meiner ersten Marketing-Fallstudie vor 2 Wochen musste ich feststellen, dass meine tunesische Partnerin am Tag vor der Abgabe den Case noch gar nicht gelesen hatte - und ist dann bei unserem Treffen erstmal 30 Minuten verschwunden um überhaupt die Blätter auszudrucken (mhm, ob sie es wohl überhaupt noch irgendwann gelesen hatte?).

Doch auch wenn die Woche anstregend war, haben Sarah und ich es uns nicht nehmen lassen, am letzten Wochenende mit den beiden Französinnen Marie und Claire die Traboules von Lyon zu erkunden. In ganz Lyon gibt es um die 230 Traboules, d.h. Durchgänge zwischen Häusern, die meist durch einen Innenhof führen. Dies gibt es tatsächlich nur in Lyon und in anderen Teilen Frankreichs ist dieses Wort noch nicht mal bekannt. Später machten wir uns dann bei diesem wunderschönen, aber richtig kalten Herbstwetter auf zum Place Bellecour, wo wir uns die neueste Ausgabe des Petit Paumé ergatterten (eine Art Restaurant-Freizeit-Führer über Lyon, der von Studenten der EM Lyon gemacht wurde und kostenlos en masse an die ganzen Lyonnais verteilt wird).


Nur 5 Tage später - eine Association organisierte eine geführte Tour durch Lyon für die internationalen Studenten der Grandes Écoles - sind wir dann nochmals mit einer professionellen Führerin durch Lyon und die Traboules gezogen. Auch wenn ich das meiste schon gesehen hatte, war es super spannend endlich mal die Geschichte dahinter zu erfahren und auch Dinge zu besichtigen, auf die Idee ich gar nicht gekommen wäre (z.B. hier das Parkhaus unter dem Thêatre des Celestins).
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Aber natürlich gab es in dieser langen Woche nicht nur Präsentationen und Kultur. Wie es sich für einen Studenten der EM gehört, sind auch wir natürlich zur Launch-Party des neuen Petit Paumé...

Alina, Claire, Evelyn, Marie, Sarah und 2 völlig unbekannte Jungs

Sonntag, 21. Oktober 2007

Rugby et le Beaujolais

Letztes Wochenende drehte sich in ganz Frankreich alles nur um eines: Rugby. Dieser Sport ist hier fast genauso beliebt wie Fussball, was wir hier auch jeden Tag nach dem Mittagessen auf dem Campus der gegenüberliegenden École Centrale erleben (da es bei uns leider keine Mensa gibt, dürfen auch wir hier für 2,80 € Mittagessen... mit Hors-d'oeuvre, Plat du Jour und Dessert!). Letzten Samstag hatte also Frankreich gegen England im Halbfinale der Weltmeisterschaft gespielt. Zunächst waren wir bei Marie zum Quiche-Essen eingeladen, danach haben wir zusammen mit ganz Lyon auf dem Place Bellecour die Übertragung von der Île-de-France (Paris) auf einer Großleinwand angeschaut: "Allez les Bleus!" Leider hatte das französische Team verloren...


Nur 30 km nördlich von Lyon liegt eines der bekanntesten Weinanbaugebiete Frankreichs: Beaujolais. Am Sonntag Morgen sind wir also um 8.30 Uhr mit 3 Bussen voller Austauschstudenten und dem Club "Lyon International" zu einer Herbstwanderung durch die Weinberge des Beaujolais aufgebrochen. Unsere erste Station war Oingt, ein kleines mittelalterliches Dorf mit malerischen Häuschen. Von da aus sind wir dann geschlossen, d.h. 150 Personen auf einmal, zu unserer einstündigen Wanderung nach Theizé aufgebrochen. Aber es war gar nicht so einfach, so viele Leute zusammenzuhalten und dazu auch noch den richtigen Weg zu finden... Wir hatten es aber dennoch geschafft und wurden dafür in Theizé auf dem Château Rochebonne mit einer Weinprobe belohnt! Nach dem Picknick - wir hatten uns natürlich einen wunderschönen Platz auf einer Mauer mit Blick über die Weinberge ausgesucht - ging es weiter mit einer Führung durch das Château, einem Spaziergang durch Theizé und weiter zu einem anderen Château. Unseren Jungs jedoch war dieser Programmteil anscheinend etwas zu stressig... Während wir also in die Geschichte des Beaujolais unterwiesen wurden, hatten sie es sich vor dem Château gemütlich gemacht und mal glatt den ganzen Wein selbst getrunken, der ursprünglich als Mitbringsel für zu Hause gedacht war!

Total geschafft - und die Jungs ziemlich besoffen - sind wir wieder in Lyon angekommen...

Bernard aus der Schweiz, Clemens, ich, Markus und Angela aus Deutschland, Charlot aus Belgien, Carina aus Österreich, Anna aus Finnland und natürlich Henning, der Fotograf, aus Deutschland.

Samstag, 13. Oktober 2007

La Croix-Rousse et Presqu'île

Ganze sieben Stunden war ich zu Fuß unterwegs in zwei der schönsten Viertel Lyons: La Croix-Rousse und Presqu'île, die beide zwischen den Flüssen Rhône und Saône liegen und größtenteils zum UNESCO Welterbe gehören.

Mit der Métro bin ich also hinaufgefahren zum Arbeiterviertel La Croix-Rousse. Die Häuser dort wurden einst für die Canuts (Weber) Anfang des 19. Jahrhunderts erbaut. Kaum hatte ich die Métrostation verlassen, stand ich inmitten eines Rummels und hatte jeglichen Orientierungssinn verloren... Daher bin ich einfach mal in irgendeine Richtung losgezogen und mit viel Glück und Zufall habe ich doch tatsächlich Le Mur des Canuts gefunden. In ganz Lyon kann man immer wieder riesige Wandgemälde entdecken und oft erkennt man gar nicht auf den ersten Blick, dass das Bild gar nicht "Realität" ist.











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Inzwischen hatte ich auch die Orientierung wieder gefunden und bin die zahlreichen Treppen und Gassen hinuntergestiegen, die sich durch ganz La Croix-Rousse ziehen. Leider hatte ich mein Wörterbuch nicht dabei und bin dem Touristen-Wegweiser "Les Pentes de la Croix-Rousse" gefolgt. Ich habe also die ganze Zeit vergeblich Ausschau nach weiteren Wandbemalungen auf der Strecke gehalten - schließlich dachte ich, "pente" bedeutet Gemälde. Zu Hause musste ich jedoch im LEO-Lexikon entdecken, dass "pente" Hang oder Steigung bedeutet. :-) Aber dennoch war es ein wunderschöner Weg, da einem hier Lyon wirklich zu Füßen liegt.
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Unten am Place des Terraux angekommen, bin ich durch die Straßen der Presqu'île (=Halbinsel) geschlendert, bis ich dann am Place Bellecour wieder die Métro in Richtung Ecully genommen habe. Es war auch Zeit: ich hatte Hunger, meine Füße taten weh und ich wurde von einem zwielichtigen Typen verfolgt... Tja, das Mädchen vom Lande ist in der Großstadt!
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Hôtel de Ville am Place des Terreaux OpéraPalais du Commerce

Place Bellcour mit der Statue Ludwigs XIV.
mit Blick auf Fourvière

Dienstag, 9. Oktober 2007

À l'école...

Die ersten Vorlesungen habe ich überstanden - und jetzt weiß ich endlich, warum es "Grande École" und nicht "Grande Université" heißt: Denke ich an das Grundstudium in Mannheim zurück, bei dem ich mit ca. 1000 anderen Studenten im A3 (unserem Audimax) saß, dann komme ich mir hier tatsächlich wie auf der Schule vor. Die Unterrichtsräume ähneln Klassenzimmer, es gibt Anwesenheitspflicht, die Professoren sind recht locker und es sind bestimmt nicht mehr als 20-30 étudiants in einer Vorlesung. Man muss Hausaufgaben in Form von Case Studies machen, mal ein Referat halten, die Mitarbeit wir benotet und am Ende des Trimesters gibt es ein contrôle finale.

Aber im Vergleich zur Schule und auch zur Uni Mannheim gibt es riesige Unterschiede: Die wenigen größeren Hörsäle (Amphis) haben gepolsterte Sessel, in manchen Sälen kommt man sich sogar wie im Kino vor. Die Mitarbeiter sind immer nett und hilfsbereit und an der Innenausstattung der Schule erkennt man klar eine Privatuni. Außerdem wird hier absolut alles über das Intranet geregelt. Hier kann man seinen Wochenstundenplan abrufen, sämtliche Dateien downloaden, die Räume nachschauen, die Hausaufgaben direkt hochladen, Bilder der anderen Studenten im Kurs anschauen, Bücher bestellen, Annoncen aufgeben, mit der Arbeitsgruppe chatten, die Anwesenheit überprüfen, und und und... Wie ihr hier seht, habe ich diese Woche 4 Kurse. Drei Kurse sind auf Französisch, einer auf Englisch. Und erstaunlicherweise klappt es auch recht gut mit dem Verständnis in den Vorlesungen. Wenn ich jetzt nur noch in der Freizeit weniger Englisch und Deutsch sprechen würde... ja, dann wird alles gut! ;-)

Montag, 8. Oktober 2007

Parc de la Tête d'Or

Unser Ziel am Sonntag, dem letzten Tag im September: Parc de la Tête d'Or. Der Legende nach liegt hier ein Tresor mit einem goldenen Kopf Jesu Christi vergraben - daher der Name "Park des goldenen Kopfes". Ein wunderschöner, großer Park mit einem riesigen See, einem Zoo, botanischem Garten und jede Menge Platz zum Relaxen mitten in Lyon. 4 Stunden haben noch lange nicht gereicht, um alles dort zu sehen....

Vieux Lyon



















Mein erstes Wochenende in Lyon... und nach 3 Tagen Regen kam Samstag endlich wieder die Sonne zum Vorschein. Daher machten wir uns also auf den Weg nach Vieux Lyon, einem wunderschönen Renaissance-Viertel in der Saône-Biegung. Aber zunächstmal ein paar wichtige Fakten über Lyon (schließlich sollt ihr ja gut informiert sein...!): Lyon liegt am Zusammenfluss von Rhône und Saône. Mit 1,3 Mio. Einwohnern im Großraum Lyon und der wunderschönen Innenstadt ist die Studentenstadt im Grunde die heimliche Hauptstadt Frankreichs - und als Mekka der Gourmets berühmt. Kein Wunder, denn der Spitzenkoch Paul Bocuse ist ein echter Lyonnais, genauso wie der Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry (Le Petit Prince). Ein Großteil der Innenstadt gehört zum Welterbe der UNESCO: Presqu'Ile, La Croix-Rousse und auch Vieux Lyon.

Doch bevor wir durch die engen Gassen von Vieux Lyon schlenderten, machten wir uns auf, hinauf zur Baslilka Notre-Dame-de-la-Fourvière. Schon beim Aufstieg hatten wir eine tolle Aussicht über Lyon - aber es war auch klar: ich muss definitiv wieder mehr Sport machen! ;-) Ganz oben auf dem Fourvière-Hügel, auf dem 43 v. Chr. die römische Stadt Lugundum gegründet wurde, ist die Aussicht einfach gigantisch. An klaren Tagen soll man hier sogar bis zum Montblanc sehen. Einige Meter südlich der Basilika kann man sogar noch die Reste der römischen Stadt finden, das Théâtre Romaine.

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Notre-dame-de-Fourvière

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Unten in Vieux Lyon wieder angekommen (hier die Rue du Boeuf), hatten wir uns natürlich einen köstlichen Crêpe au marron verdient!

Freitag, 5. Oktober 2007

EM Lyon - Orientation Week

Am 24. September ging es los... Bereits in den Einführungsveranstaltungen sollten wir erleben, was es bedeutet, an einer französischen Grande École zu studieren. Auch wenn sich die Mannheimer insgeheim für die Business Elite Deutschlands halten - hier wird einem das mindestens 5x am Tag klar gemacht: "EM Lyon Business School" - "Grande École" - "Educating entrepreneurs for the world" - "Rang 4 in Frankreich". Ja, da sind sie mächtig stolz. Aber wer weiß, vielleicht werde auch ich nach 6 Monaten an der EM Lyon mächtig stolz darauf sein... :-)



Nachdem wir uns dann die ganze Woche mit Administrativem en masse herumschlagen mussten (Versicherung, Bankkonto, Responsabilité civile, Attest für den Unisport, Wohnnachweis, Certificat de scolarité, Monatskarte für den Bus, Märkchen für die gegenüberliegende Mensa der École Centrale, Studentenausweis,........), hatten wir natürlich auch etwas Spaß verdient. Am Mittwoch ging es also zur Erasmus Party, am Donnerstag stand "Dicovering Lyon" auf dem Stundenplan.

Doch leider gab es für diesen Programmpunkt keinen Treffpunkt. Rational wie wir sind, sind Sarah und ich dann einfach zum Place Bellecour losgezogen. Da standen wir nun, im Nieselregen und definitiv mit einem Pullover zu wenig - und keine Menschenseele in Sicht! Über 1 Stunde später (ja, wir haben tapfer gewartet) sind dann die ersten Franzosen eingetrudelt und noch 7 weitere Internationals. Wir Austauschstudenten dachten ja zunächst, dieser Programmpunkt sei eine kleine, nette Stadtführung durch Lyon... doch da hatten wir uns absolut getäuscht!! Es handelte sich um eine Art Stadtrallye, so wie es bei den Franzosen, die neu an einer Uni anfangen, wohl Brauch ist. Wer hätte also gedacht, dass 200 französische Grande École-Studenten, angehende Top-Manager Frankreichs, wie die Verrückten durch die Stadt jagen, singen, grölen, lustige Spielchen veranstalten....


Und wir mittendrin: Eine Gruppe mit 2 Französinnen, 2 Deutschen, 2 Taiwanesen, 1 Italienerin, 1 Schweizer, 1 Chinesin und 2 Österreicherinnen. Tja, und es dauerte nicht lange, dass auch wir durch die Stadt gehetzt sind und Spielchen wie Schubkarre durch den Brunnen (Danke Bernard und Jason für euren Einsatz!), Ententanz und Hindernislauf an den schönsten Plätzen der Innenstadt Lyons gemacht haben - und ganz Lyon schaute zu!! ;-)








Donnerstag, 4. Oktober 2007

Dans le Midi - Südfrankreich

Drei Tage nochmals die Sonne genießen in Südfrankreich - das hatte ich auch bitter nötig. Genauer heißt das: Châteauneuf-du-Pape, Aigues-Mortes, Les St. Maries de la Mer, Port Camargue, Avignon und die Ardèche. Nach 3 wunderschönen Tagen zusammen mit meinen Eltern an der Camargue und entlang der Rhône ging es dann zurück nach Lyon. Denn: am 24. September ging die Uni los.


Châteauneuf-du-Pape

Aigues-Mortes


Les St. Maries de la Mer

Camargue


Avignon

Ardèche